Titelverteidigung und Kantersieg

Die DM AK 30 sind entschieden: beide Titel gehen nach Bayern. Der Herrenpokal geht an einen überragenden Marian Ludwig (GC Habsberg), der mit sieben Schlägen Vorsprung gewinnt. Bei den Damen hält Titelverteidigerin Rachel de Heuvel (GC Olching) ihr Spiel am erfolgreichsten zusammen und siegt mit zwei Zählern Abstand.

Die Entscheidungen der Deutschen Meisterschaften der Jungsenioren sind gefallen. Der Platz des GC Gröbernhof hat seine Zähne gezeigt und auch die Witterung war über weite Strecken des Turniers auf Seiten der Anlage. Zum Finaltag war der Wind noch immer ein Faktor - vor allem, wenn die Bälle auf das Grün sollten, denn die Fahnen war durchaus anspruchsvoll gesteckt. Immerhin: Es blieb zum Abschluss trocken und angenehm warm.

Dreimal unter 70

Insgesamt konnten nur drei Spieler den Platzstandard unterbieten. Dabei ließ vor allem der bei den Herren führende Marian Ludwig (GC Habsberg) keinerlei Zweifel darüber aufkommen lassen, dass er den Titel mit in die Oberpfalz nehmen wird. Mit einer abermals erstklassigen Runde von nur 69 Schlägen (-3) blieb er erneut deutlich unter Par. Er ist der Einzige im Feld, der drei Runden in den 60ern unterschreiben konnte.

Mit 69, 66 und 69 Zählern hat er 204 Schläge insgesamt. Er bleibt stolze 12 Schläge unter Par und fährt seinen Sieg unangefochten nach Hause. Auch der an diesem Finaltag sehr starke Benedict Gebhardt (GC Neuhof) konnte da mit seiner starken Front Nine nichts mehr dran ändern. Auf den Bahnen eins bis acht spielte er furiose fünf Schläge unter Par und schob sich für das Turnier von -1 auf -6. Doch zu keinem Zeitpunkt kam der Hesse dichter als sieben Schläge an Marian Ludwig ran.

Dass sich das Titelrennen so klar für den Habsberger Spieler entscheidet, war für ihn selbst alles andere als klar. Und die noch frischen Erfahrungen aus den zurückliegenden Europameisterschaften tragen daran eine gehörige Mitschuld. Da lag Ludwig nach den Front Nine der Finalrunde in Führung und musste im Laufe der Back Nine sehenden Auges miterleben, wie ihm nicht nur der Titel, sondern auch die Podestplatzierungen entglitten.

Hier sollte es anders kommen. Ludwig, der als amtierender Vizemeister der Midamateure gestartet ist, siegt und verschafft sich Genugtuung. Er fährt als frisch gebackener Deutscher Meister der Midamateure sowie als Platzrekordhalter des GC Gröbernhof nach Hause. Kuriose Anekdote am Rande: auch in den letztjährigen Meisterschaften im GC Hanau-Wilhelmsbad stellte Ludwig in Runde zwei mit 66 Schlägen einen neuen Platzrekord auf.

Der Phönix vom Habsberg

Platz zwei geht an den bereits erwähnten Benedict Gebhardt mit 211 Schlägen (-5). Der Neuhofer Spieler verdrängt mit seiner starken 68er Abschlussrunde sogar noch den schlaggleichen Julian Schinnenburg (Stuttgarter GC Solitude), der zwar von Platz zwei aus gestartet ist, für die Abschlussrunde mit 70 Schlägen (-2) jedoch den höheren Score aufweist.

Und der frisch gebackene Meister resümiert seine Runde: „Vor allem nach hinten raus wollte ich die hohen Nummern weglassen. Ich war dankbar, dass ich mir da auch mal ein Bogey erlauben konnte. An Bahn neun habe ich das erste Mal nach dem Score gefragt - da ist es mir aufgefallen, dass Benedict so gut spielt. Genau für so einen Fall war mein Plan aber auch, selbst unter Par zu spielen. Denn damit war auch klar, dass die anderen richtig gut spielen müssen, um ranzukommen.

Die hohe Führung hat sich wirklich komfortabel angefühlt, selbst als Benedict so losgelegt hat. Und es fühlt sich tatsächlich gut an, das Ganze endlich auch mal erfolgreich zu Ende gebracht zu haben. Die Niederlagen helfen ja trotzdem - die Erfahrungen, die man aus den Situationen mitnimmt. Und mit Blick auf die EM fühlt es sich jetzt natürlich besonders erfüllend an.“

Die Medaillengewinner der Herren (v.l.): Julian Schinnenburg, Marian Ludwig und Benedict Gebhardt. | © C&V Sport Promotion

Favoritenrolle genutzt

Die Meisterschaft der Damen entschied Rachel de Heuvel vom GC Olching für sich. Die Süddeutsche ist als Titelverteidigerin in das Turnier gestartet. Nach Tag eins lag sie gemeinsam mit Alena Oppenheimer (GC Main-Taunus) in Co-Führung. In der zweiten Runde musste de Heuvel der Europameisterin den Vortritt lassen, blieb aber mit nur einem Schlag Rückstand in Reichweite. In der Finalrunde änderten sich dann die Vorzeichen und de Heuvel kam mit einer Drei-Schläge-Führung von den Front Nine.

Die Back Nine waren dann bei beiden Spielerinnen von Schlagverlusten gekennzeichnet. Auf Bahn zwölf verkürzte Oppenheimer ihren Rückstand noch einmal auf zwei Schläge. Doch mehr Vorwärtsbewegung war am Ende nicht drin. Und so konnte sich sogar die von Platz vier gestartete Nina Birken (GC Hösel) noch mit Birdie-Birdie-Finish auf das Podest spielen und holte mit insgesamt 234 Schlägen (+15) Platz zwei. Alena Oppenheimer bleibt mit 235 Zählern (+16) der dritte Rang.

Und Rachel de Heuvel gelingt die schwere Aufgabe, ihren Titel in diesem so leistungsdichten Teilnehmerfeld tatsächlich zu verteidigen. Mit 232 Schlägen (+13) nimmt sie den Pokal nun zum zweiten Mal hintereinander mit nach Hause. Und das, obwohl sie zu Saisonbeginn erst noch eine Schulterverletzung auskurieren musste und erst seit Ende Mai wieder schmerzfrei spielen kann.

Ausgelassene Damen auf dem Treppchen (v.l.): Rachel de Heuvel, Nina Birken und Alena Oppenheimer. | © C&V Sport Promotion

Die Olchingerin sagt: „Ich wollte vor allem gutes Golf spielen. Herfahren, Spaß haben und mein Spiel spielen. Mit einer Platzierung auf dem Treppchen hab ich schon irgendwie geliebäugelt. Aber alles andere wäre Zusatz gewesen. Dass der Pott wieder mit nach Olching kommt, ist fantastisch. Vom Score her war die Runde nicht top, aber die Bedingungen waren extrem schwer mit dem Wind. Auch die Fahnenpositionen waren sehr anspruchsvoll und ich muss sagen, ich bin froh, dass es gereicht hat.

Gerade die Back Nine waren windig - da ging es wirklich um Fairways und Grüns. Ich bin ja jetzt ein paar Jährchen älter als Alena, da wird bei mir ein Par 4 mit Gegenwind auch mal zu einem Par 5. In diesen Situationen muss ich gucken, dass es irgendwie auf dem Grün zu einem Zweiputt reicht. Ich wusste, dass Nina mit Sicherheit ähnlich gut wie gestern spielen wird. Sie hatte gestern bei ähnlichen Bedingungen die beste Runde gespielt. Aber sonst habe ich versucht, mich auf mein Spiel zu fokussieren.

Ohne den Scoreboard-Träger hätte ich den Zwischenstand bei Alena und mir nicht gewusst. An Bahn 16 kam dann nochmal ein Doppelbogey dazu und an Bahn 18 hatte ich eine falsche Entscheidung vom Tee - das war aber nicht mehr ausschlaggebend.“ Und de Heuvel ist noch eine Sache wichtig: „Ich möchte mich bei meinem Mann Martin bedanken, der wie in Bogogno mit dabei war. Der die ganze Zeit mitleidet, statt selbst Golf zu spielen.“

 

Text: DGV / Christopher Tiess

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