Nistkästen der Freundschaft

"Wo hängt der von mir gesponserte Nistkasten denn nun?" Diese Fragen brauchen sich die 60 Mitglieder des Golfclubs Memmingen Gut Westerhart, die eine Patenschaft für einen Kasten aus Holzbeton übernommen haben, künftig nicht mehr zu stellen. Am ersten Abschlag des Golfplatzes wurde eine Tafel mit einem großen Lageplan aufgestellt, auf dem alle Vogelhäuschen kartiert und die Namen der Spender aufgeführt sind.

Nach rund 14 Monaten neigt sich das Projekt „Nistkästen der Freundschaft“ des Golfclubs Memmingen dem Ende entgegen. Zu den Akten gelegt werden kann es allerdings noch nicht, denn noch warten 40 unterschiedliche Nisthilfen auf einen Paten. Clubmanager Christian Montén ist zuversichtlich: "Bis Ende 2023 werden wir für alle 100 Kästen Paten gefunden haben."

Bei der Präsentation des "Nistkasten-Bebauungsplans" dankte Präsident Martin Wartig, den "zahlreichen helfenden Händen", durch die das Projekt erst gestemmt werden konnte. Ein Dankeschön richtete er an den Vorsitzenden des Landesbund für Vogel- und Naturschutz, Kreisgruppe Memmingen Unterallgäu (LBV), Leo Rasch. Laut Wartig hat der LBV die Aktion als Partner großzügig mit „Manpower“ unterstützt und 26 Vogelhäuser gespendet. Wartig lobte Daniel Watzlawik vom LBV, Mitglied Dr. Werner Eska, Konrad Kienle (Chef der Greenkeeper) und Werner Matejka (LBV), die viel Freizeit für dieses Projekt geopfert haben. "Ohne ehrenamtliche Helfer wäre das Vorhaben nicht durchführbar gewesen", sagte der Präsident.

In den Kästen, die noch auf einen Paten warten, sollen unter anderem Käuze, Spechte, Fledermäuse und Hornissen einziehen. Der Präsident appellierte an alle Mitglieder Herz und Geldbeutel zu öffnen, und eine Patenschaft für die restlichen Nistkästen zu übernehmen.

Nun ist es eine schöne Sache und eine große „Hausnummer“ 100 verschiedene Nistkästen aufzuhängen, um möglichst vielen Vogelarten Brut- und Schlafmöglichkeiten zu bieten. Doch wer Vögeln und anderem Getier ein zu Hause bereiten will, muss sich auch darum kümmern. Das macht viel Arbeit. Da kommen wieder die Ehrenamtlichen ins Spiel. Im Herbst katalogisierten und reinigten Matejka, Watzlawik und Dr. Eska die Nistkästen. "Zu unserer Überraschung waren fast alle belegt. Auch eine Haselmaus und Hornissen gehören zu den Bewohnern", sagte Watzlawik. In den größten Kasten sollte eine Schleiereule einziehen. "Die kommt schon noch", ist sich der Mann vom Vogelschutz sicher. "Wer dieses Vogelhaus als Pate übernimmt, weiß zumindest, wer darin wohnt", scherzte Clubmanager Montén.

Damit sich die gefiederten Freunde auch im Winter auf dem Golfplatz wohlfühlen, sind die Futterhäuschen stets mit Meisenknödel, Erdnussbruch und Sonnenblumenkernen gefüllt. Gefüttert wird bis Anfang April. Rund 400 Euro gibt der Golfclub für das Futter der Spatzen, Blau-, Kohl- und Sumpfmeisen, Kleiber, Bunt- und Grünspechte, Baumläufer sowie Amseln jährlich aus. Den dritten Winter werden die Vögel von Daniel Watzlawik und Werner Matejka gefüttert. Die Futterhäuschen hängen in der Nähe der Terrasse, des Clubsekretariats und der Driving Range.

"Manchmal wundere ich mich darüber, wie nah man den Vögeln kommen kann. Die fühlen sich auf dem Golfplatz sichtlich wohl", freute sich Watzlawik. Dies sei kein Wunder, so Präsident Wartig: "Unser Golfplatz ist ein lebendiger Naturpark, in dem die Vögel willkommene Gäste sind. Das wissen die ganz genau. Warum sollen sie davonflattern, wenn´s ohne Anstrengung gutes Futter gibt? Außerdem: Welcher Vogel außerhalb unserer Golfanlage kann schon von sich behaupten, dass er in einem gesponsorten Nistkasten lebt? Und auf welchem Golfplatz gibt es einen Nistkasten-Bebauungsplan?"

Text: Jürgen Rasenmann

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