Lebendige Wiesen statt Mulch: Warum das Mähen ohne Mulchen die Artenvielfalt fördert

Mulchen – viele kennen diesen Begriff aus dem eigenen Garten, wo organisches Material als Bodendecke verwendet wird, um Unkraut zu unterdrücken oder die Bodenqualität zu verbessern. Doch was im Garten positiv klingt, ist auf dem Golfplatz oft problematisch, insbesondere wenn es um das Mähen der Hardrough-Flächen geht. Hier ist Mulchen alles andere als erwünscht.

Der Grund dafür ist klar: Mulchen kann die Artenvielfalt gefährden, besonders auf naturnahen und artenreichen Wiesen. Für Flächen, deren Biodiversität man steigern möchte, ist es sogar kontraproduktiv. „Mulchen wollen wir so gut wie möglich vermeiden, weil es schlecht für die Biodiversität ist,“ erklärt Gunther Hardt, Leiter des Arbeitskreises Biodiversität im Deutschen Golf Verband. Auch der Landesbund für Vogelschutz in Bayern, der im Rahmen des Blühpakt Bayern Golfplätze begutachtet, lehnt Mulchen ab.

Warum ist Mulchen auf Golfplätzen problematisch?

 

  1. Weniger Vielfalt: Beim Mulchen wird das Mähgut auf der Fläche verteilt, wodurch Licht den Boden nicht mehr erreicht. Das behindert weniger konkurrenzstarke Pflanzen und Keimlinge, die auf offene Bodenstellen angewiesen sind. Wildblumen und Kräuter verschwinden allmählich.

  2. Überdüngung des Bodens: Die Zersetzung des Mulchs reichert den Boden mit Nährstoffen an, was nährstoffliebende, dominante Gräser fördert. Seltenere Pflanzenarten haben so keine Chance und die Wiesen verarmen.

  3. Verlust von Lebensräumen: Mulchen zerstört Lebensräume für Insekten, Spinnen, Amphibien und bodenbrütende Vögel, die ungestörte Wiesen benötigen. Das Mulchmaterial blockiert Verstecke und Nahrungsquellen.

  4. Gefährdete Insektenpopulationen: Bestäuber wie Bienen, Schmetterlinge und Käfer verlieren durch das Mulchen ihre Lebensräume. Dadurch wird das gesamte Ökosystem geschwächt, da diese Insekten wichtige Bestäuber und Nahrungsquelle für andere Tiere sind.

  5. Schädigung der Bodenfauna: Die Mulchschicht verändert das Mikroklima im Boden, was Regenwürmer und andere Bodentiere beeinträchtigt. Diese sind jedoch entscheidend für die Bodenstruktur und den Nährstoffkreislauf.

  6. Begünstigung invasiver Arten: Mulchen fördert oft das Wachstum invasiver Pflanzen, die einheimische Arten verdrängen und die Artenvielfalt weiter verringern.

© Petra Himmel | Kreiselmähwerk und Ladewagen

Die Herausforderung für Golfclubs

Obwohl den meisten Greenkeepern diese Fakten bekannt sind, gibt es immer noch viele Anlagen, die das Mähgut nicht abtragen. Das Problem: Oft fehlen die passenden Maschinen, ausreichend Personal oder das Budget, um das Schnittgut zu entsorgen. Dabei ist das Entfernen des Mähguts oft sogar in landschaftspflegerischen Vorgaben festgeschrieben.

Die Alternativen zum Mulchen

Das Mulch liegen zu lassen scheint auf den ersten Blick einfacher und kostengünstiger. Doch langfristig lohnt sich der Aufwand, das Mähgut zu entfernen. Viele Golfanlagen kooperieren bereits mit Landwirten, die die Wiesen abmähen und das Schnittgut verwenden. Alternativ sammeln Clubs das Mähgut selbst und lagern es fachgerecht oder entsorgen es extern. Besonders effektiv ist das Mähen mit Doppelmessermähbalken, um die Wiesen zu schonen und die Artenvielfalt zu fördern.

Artenreiche Wiesen als Lohn

Trotz des Mehraufwands entscheiden sich immer mehr Golfclubs in Deutschland für das mähen ohne Mulchen – insbesondere jene, die im Rahmen des Blühpakt Bayern ausgezeichnet sind. Auch in anderen Bundesländern setzen Golfplätze auf diese umweltfreundliche Mähtechnik. Der Erfolg ist deutlich sichtbar: Anstelle von eintönigem Gras entstehen artenreiche Wiesen, die Insekten, Wildblumen und Wiesenbrüter anziehen.

„Wer artenreiche Wiesen will, muss auf Mulchen verzichten,“ fasst Gunther Hardt zusammen. Wer diesen Weg konsequent geht, wird mit lebendigen, vielfältigen Landschaften belohnt – und das Golfspiel inmitten dieser Naturschönheiten wird zum Erlebnis.

Text Bilder: ©Petra Himmel / Golf Sustainable

© Petra Himmel | handgeführter Doppelmessermähbalken
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