Text & Bilder: Christopher Tiess
Die Matchplay-Phase der Mannschafts-Europameisterschaften hat begonnen und die jungen Bundesadler fühlen sich ganz in ihrem Element. Bei den früh gestarteten Vierern konnten vor allem Leopold Heß (GC Holledau) & Michael Mayer (GC München Valley) einen Blitzstart hinlegen und waren gegen Björn Driessen & Stijn Egging (NED) schon früh 4auf. Im Laufe der Runde allerdings kamen die Niederländer zurück ins Spiel und die Party war wieder komplett offen.
An Bahn 18 schlägt Mayer den Ball dann bis auf 1,50 Meter an die Fahne und die Hoffnung war groß, den Punkt genau hier per Birdie mitnehmen zu können. Doch dann chippen Driessen und Egging ihren Ball von außerhalb ein und es geht in die Verlängerung. Das erste Extraloch teilen beide Teams mit Par, obwohl die Niederländer zunächst in einen Busch schlagen, von da aus aber erneut direkt an den Flaggenstock schlagen. Das zweite Extraloch geht dann die Niederländer und der so erhoffte Punkt ist weg. Doch der Turniertag ist noch lang - und wieviel Glück ist vielleicht schon verbraucht?
Ein anderes Bild zeigte sich im ersten Vierer. Hier spielten Nils-Levi Bock (GC St. Leon-Rot) und Jasper Pippig (GC Hannover) eine hochklassige Partie gegen da Duo Denny Kloeth/ Scott Woltering (NED) und konnten einen souveränen Sieg sichern: Mit 3&1 gehen die jungen Deutschen hier vom Platz.
In den Einzeln mussten die Mannschaften dann erneut eine lange gewitterbedingte Pause überdauern. Für das deutsche Team bedeutete dies jedoch kein sinnloses Warten im Clubhaus, sondern kurzer Transfer zum Hotel, mentales Runterfahren, Duschen und vor Wiederaufnahme des Spiels dann Reaktivieren, Warmschlagen und erneutes Antreten. Gerade in diesen Situationen zeigt sich das perfekte Zusammenspiel zwischen Bundestrainer Alexander Schmitt sowie Herbert Forster und Matthias Althoff. Und die Vorteile einer durchdachten Logistik im Turnier selbst zahlen sich unendlich aus.
Und irgendwann am Nachmittag ist das Gewitter dann doch noch vom Diamond Country Club abgerückt. Mit der langen Unterbrechung im Sinn, klingt es beinahe schon komisch, von einem frühen Sieg zu reden. Aber Niklas Rehmann (GC Dresden-Ullersdorf) sicherte seinen Punkt gegen Scott Woltering (NED) unmissverständlich mit 5&3. Der Ausgleich der Niederländer folgte allerdings alsbald durch Youp Orsel (NED), der seinen Punkt gegen Michael Mayer mit 4&3 holte.
Zu diesem Zeitpunkt lagen von den drei noch offenen Partien gleich zwei all square. Jasper Pippig allerdings führt bereits früh gegen Stijn Egging, dessen Glücksstern nach dem Dusel im Vierer nun wohl doch sank. Der Niedersachse ließ auch auf den letzten Bahnen nichts mehr anbrennen, gewann noch Loch 17 und holte den dritten deutschen Punkt per 3&1.
Die Entscheidung zum Sieg der Deutschen fiel dann im Match zwischen Nils-Levi Bock und dem Niederländer Denny Kloeth. Abermals musste eine Spielgruppe ins Stechen. Und abermals war es das zweite Extraloch, das die Entscheidung brachte. Doch dieses Mal war es ein Birdie und ein Punkt für Deutschland. Und damit stand auch fest, dass es die Bundesadler sind, die den Einzug ins Halbfinale der Team-EM dingfest machen.
Und am Ende holt sich auch Leopold Heß noch seine Revanche für den am Vormittag verlorenen Vierer. Kurzzeitig sah es so aus, als hätten er und sein alter Widersacher Björn Driessen (NED) den Punkt geteilt, doch tatsächlich gewann Heß sein Spiel auf dem 18. Grün, denn auch Driessens Glück war nun aufgebraucht. Und der Bayer erhöht den bereits feststehenden deutschen Sieg auf ein respektables 5:2.
Bundestrainer Alexander Schmitt meldet sich noch auf dem Platz zu Wort und sagt: „Die Jungs haben super gekämpft heute. Im Endergebnis sieht der Sieg viel deutlicher aus, als er in Realität war. In Wirklichkeit war es ein Spiel und ein Kampf aus des Messers Schneide. Wir freuen uns natürlich riesig über den Einzug in das Halbfinale und die Jungs sind maximal motiviert.“
In den weiteren Viertelfinalspielen siegt Frankreich mit einem starken 5,5:1,5 gegen die Schweiz und erzielt dabei mitunter äußerst hohe Siege in den einzelnen Partien. Schweden siegt gegen Österreich ebenfalls mit 5,5:1,5 - und auch hier sind viele sehr frühzeitige Entscheidungen gefallen. Das Spiel zwischen England und Finnland konnte an diesem dritten Turniertag nicht beendet werden. Nachdem die Finnen beide Vierer gewannen, sicherte England Siege in drei der fünf Einzel. Zwei Partien sind allerdings noch offen und müssen am vierten Turniertag beendet werden.
Aufgrund der starken Verzögerung zieht die Spielleitung in Betracht, auch die Halbfinal-Matches in verkürzter Form stattfinden zu lassen. Statt zwei Vierern und fünf Einzeln würden dann lediglich ein Vierer und vier Einzel gespielt werden. So oder so ist derzeit eines klar: Über die vier parallel laufenden Mannschafts-Europameisterschaften hinweg ist Deutschland das einzige Land, das in allen Wettbewerben noch um Gold mitspielt. Eine weitere Motivation für die ohnehin hochmotivierten Bundesadler.
Mit einer frühen Führung und einem superstarken Spiel siegen die deutschen Damen gegen Titelverteidiger Spanien 4,5:2,5 und sichern ihren Einzug ins Halbfinale der Europameisterschaft.
Tag drei der Team-EM ist angebrochen und damit auch die Zeit für die Matchplays. Die deutschen Damen haben sich erfolgreich für die Viertelfinalspiele qualifiziert - treffen da allerdings direkt auf das Über-Team schlechthin. Denn die Spanierinnen trumpfen gleich mehrfach: Sie sind die Gastgeberinnen des Turniers und kennen den Platz mit Abstand am besten. Sie haben das Turnier im Vorjahr gewonnen und sind mit voller Motivation dabei, ihren Titel zu verteidigen.
Und zu guter Letzt: Das spanische Team hat die Zählspiel-Qualifikation mit einer beeindruckenden Performance für sich entschieden und stand mit Abstand auf dem ersten Rang. Nicht ohne Grund sagte die deutsche Nationaltrainerin Esther Poburski: „Das ist sicher der schwerste Brocken, den man im Viertelfinale vor der Brust haben kann. Aber wir haben eine Chance und die wollen wir nutzen.“ Und genau das taten die deutschen Damen auch - und zwar von Beginn an.
Die Spielbedingungen waren die bislang anspruchsvollsten im Turnier: 36 Grad Celsius und kein Wind weit und breit. Wie die Temperaturen, so waren auch beide Vierer-Matches heiß umkämpft, aber den favorisierten Spanierinnen wurde schnell klar: die „nur“ auf Platz acht qualifizierten und mutmaßlich schwächeren Deutschen halten voll dagegen. Die erste Entscheidung stand im Vierer zwischen Carla Bernat/ Cayetana Fernandez (ESP) sowie den beiden Deutschen Helen Briem (Stuttgarter GC Solitude) und Geburtstagskind Celina Sattelkau (GC St. Leon-Rot) an.
Das durch den Größenunterschied so ungleich anmutende deutsche Gespann harmonierte perfekt und hatte spät in der Runde das Dormie bereits in der Tasche: mit einer 2auf-Führung gingen die beiden Adler-Damen auf Bahn 17. Die aggressiv spielenden Spanierinnen verloren das Loch jedoch und Briem/Sattelkau machten die erste Sensation per 3&1 perfekt.
Im zuvor gestarteten Vierer-Match spielten Paula Schulz-Hanßen und Charlotte „Charlie“ Back gegen Julia Lopez und Carla Tejedo (ESP). Die Deutschen lagen früh in Führung, doch nach der vollen Distanz stand es all square. Auf der ersten Extrabahn erkämpften sich die St. Leon-Roter Spielerinnen den Sieg mit 1auf.
Für Bundestrainerin Esther Poburski ein starker Zwischenstand, doch sie warnt: „Wir müssen achtsam sein, denn die Spanierinnen haben eine komplexe Qualität im Team. Wir freuen uns auf die Challenge.“
Der erste Einzelpunkt ging an Andrea Revuelta, die Chiara Horder mit 7&5 besiegte. Doch Charlie Back erhöhte den Vorsprung für Deutschland, indem sie Carla Bernat mit 2&1 schlug. In einem spannenden Match erzielte Back an Bahn 12 ein Up-and-Down und an Bahn 13 ein Birdie, was die Stimmung im deutschen Team positiv beeinflusste.
Der nächste deutsche Punkt würde die Entscheidung bedeuten, doch Paula Martin besiegte Christin Eisenbeiß mit 2auf und verkürzte auf 3:2 für Spanien. Paula Schulz-Hanßen traf erneut auf Julia Lopez. Nach einem spannenden Match sicherte Schulz-Hanßen den vierten Punkt mit einem Birdie an Bahn 18. Das letzte Match zwischen Helen Briem und Carla Tejedo wurde bei 2auf-Führung der Spanierin beendet und der Punkt geteilt. Ein Eagle von Briem ging dabei unter.
Deutschland triumphierte und Spanien schied aus dem Medaillenrennen aus. Bundestrainerin Poburski resümierte: „Das war richtig gutes Golf heute. Jetzt wollen wir uns erholen und morgen Vollgas geben.“ Geburtstagskind Celina Sattelkau ergänzte: „Das ist das beste Geburtstagsgeschenk. Ich bin unfassbar stolz auf den Fight, den wir gezeigt haben.“
Irland besiegte Dänemark 5:2, Frankreich gewann 4,5:2,5 gegen Schweden und England überrollte Italien mit 6:1. Im Halbfinale trifft Deutschland auf Irland und Frankreich spielt gegen England. Schon jetzt steht fest: Die deutschen Damen spielen um eine Medaille.