GC Hohenpähl: Vorzeigemodell im Modell "artenreiche Wiesen"

Expertenwissen in Sachen "artenreiche Wiesen" hat Stefan Schlierf en masse. Der Head-Greenkeeper des GC Hohenpähl steht in einer seiner Lieblingswiesen, blickt um sich auf eine Vielzahl von Blüten und Grüntönen und ist ein klein wenig stolz, "das hier ist schon ein Prachtexemplar."

Beim Thema Wiese lebt Stephan Schlierf auf. Kein Wunder, der Head-Greenkeeper des GC Hohenpählhat immerhin zehn Hektar Hardroughfläche auf dem Gelände der 18-Löcher-Anlage im Süden von München zu bewirtschaften. Wer die Einfahrtsallee entlang des Golfplatzes entlangfährt, sieht rechterhand sofort die ersten artenreichen Wiesen, die hier so viele der Fairways und Grüns säumen.  Beim Bau der Anlage 1988 waren sie von Beginn an fest miteingeplant. Sie sind Teil des landschaftspflegerischen Begleitplanes, die Greenkeeper sind verpflichtet sie zu erhalten und im Idealfall besser zu entwickeln.

Abmagerung der Bestände

Wiesenpflege lässt sich schnell und unaufwändig oder eben mit Expertenwissen erledigen. Im Falle des GC Hohenpähl profitiert der Golfer in vielerlei Hinsicht davon, dass sich Stephan Schlierf mit dem Thema identifiziert. Die Düngung der ausgewiesenen Bereiche hat er auf Null gefahren, um die Pflanzenbestände möglichst mager zu halten. Je lichter die Gräser, desto leichter lassen sich die Bälle finden, desto attraktiver sind die Wiesen auch im Hinblick auf die Artenvielfalt. Fette, überdüngte Wiesen dagegen bestehen meist nur aus dichtem Gras, weisen viele Brennnesseln auf und lassen den Golfer bei der Suche nach seinem Ball verzweifeln.

Clubhaus im GC Hohenpähl © Petra Himmel

Ähnlich wichtig ist richtige System bei der Mahd. Schlierf lässt an jeder Spielbahn immer nur bestimmte Bereiche mähen, beachtet die Streifenmahd und sorgt so dafür, dass für Insekten und Tiere stets ausreichend Trittsteinbiotope vorhanden sind, die sie auf ihrer Wanderung zu anderen Lebensräumen auf der Golfanlage nutzen können. Ab 25. Juni ist theoretisch die Mahd aller Wiesen erlaubt, doch auch hier macht der Greenkeeper Ausnahmen, um während der Wintermonate noch ausreichend Überwinterungshilfen in Halmen, Rispen, Blättern und alten Blüten zu bieten.

Das Projekt „artenreiche Wiese“ sorgt auf Deutschlands Golfplätzen immer wieder für Proteste. Je höher das Rough an der Seite der Fairways, desto größer sind in der Regel die Proteste jener Golfer, die ihre Bälle extrem verziehen. Breit genug für den Normalgolfer sind die Fairways im GC Hohenpähl allemal, trotzdem weist Stefanie Almer, Clubmanagerin der Anlage, darauf hin, „dass wir sehr frühzeitig in die Kommunikation des Themas einsteigen müssen.“ Jahr für Jahr informiert sie die Mitgliedschaft darüber, dass die artenreichen Wiesen kein Liebhaberprojekt des Clubs sondern rechtliche Vorgabe sind. Dafür erntet die Golfanlage von den Naturschutzbehörden allerdings auch reichlich positives Feedback: Wer einen Blick auf die vielfältigen Blumen- und Grasarten wirft, erkennt, dass hier seit Jahren am Thema Biodiversität gearbeitet wird.

Genügsamkeit bei Wasser und Dünger

Trotzdem ist die Pflege der Extensivflächen nur die Kür im täglichen Arbeitsablauf von Schlierf. Auch andere Themen stehen für ihn derzeit stark im Fokus. Nachdem die EU eine weitere Verschärfung der Pflanzenschutzmittelverordnung plant, versucht er die Gräser der Spielflächen über biologische Präparate möglichst widerstandsfähig gegen Krankheiten und Schädlinge zu machen. „Der Boden ist das A und O“ stellt er mit Blick auf eines der Fairways fest.

Genügsamkeit gilt auch beim Thema Wasser. Der Landkreis Weilheim, in dem die Golfanlage Hohenpähl liegt, leidet wie ganz Südbayern zwar nicht unter extremer Trockenheit wie man sie etwa in Berlin-Brandenburg kennt. Trotzdem ist für Stephan Schlierf Wassersparen das Gebot der Stunde. „Selbst in einem wirklich trockenen Sommer kommen wir mit 9000 m³ Wasser aus“, resümiert er. Üppige Fairwayberegnung ist hier ohnehin kein Thema. Auf den Grüns „orientiere ich mich immer an den feuchtesten Stellen“, stellt Schlierf fest. Per Sonde wird der Feuchtigkeitsgehalt der Grüns ermittelt, mit Hilfe von Handwässern die Feuchtigkeit passgenau verteilt.

Die Qualität der Grüns hat sich angesichts des Pflegeprogramms positiv entwickelt. „Wir hatten hier in den vergangenen zwei Jahren zunehmend Mannschaften und sehr gute Spieler, die zum Trainieren gekommen sind“, stellt Almer zufrieden fest. Ein Beleg mehr dafür, dass sich der richtige und durchaus sparsame Einsatz von Ressourcen positiv auf die Gräser auswirken kann. Wasser, so erklärt Schlierf den Golfern immer wieder, ist im Übermaß eher kontraproduktiv für den Zustand der Grüns. Nicht alles, was schön grün ist, ist auch gut.

 

Text: Petra Himmel / Golf Sustainable

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