Feldafing: Historische Parks leiden unter Klimawandel

Wie wirkt der Klimawandel auf die Baumbestände historischer Parks? Die Schäden an Gehölzen nehmen zu. Das betrifft auch Golfanlagen, die sich in Parkanlagen befinden. Nur mit erhöhtem Pflegeeinsatz der Bäume können die Sicherheit von Spielern gewährleistet, das Ökosystem geschützt und die  Spielbahnen in einem guten Zustand erhalten werden.

Jüngste Zahlen von Forschern der TU Berlin klingen alarmierend.  Die von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderte Studie „Modellvorhaben Parkschadensbericht. Zustandserfassung der Schäden an Gehölzen in historischen Parks in Deutschland infolge des Klimawandels“ weist als ein zentrales Ergebnis die massiven Schädigungen von Bäumen in den historischen Parks und Gärten Deutschlands aus. Darunter befindet sich auch der Lennépark am Starnberger See, auf dessen Gelände zum Teil die Spielbahnen des GC Feldafing liegen. Infolge der extremen Wetterphänomene der Jahre 2017, 2018 und 2019 wurden Datensätze von 62 Parkanlagen aus elf Bundesländern ausgewertet.

59 Prozent der Bäume beeinträchtigt

Der Studie zufolge ist es in den Parks um den Zustand der Gehölze nach den Hitzejahren von 2018 bis 2020 nicht gut bestellt. „Wir konnten eindeutig eine Verschlechterung der Situation bei den Bäumen in den vergangenen Jahren feststellen. Dabei waren die Auswirkungen aber auch individuell, das heißt vor allem lokal sehr unterschiedlich bei unterschiedlichen Anlagen. Auch hier zeigt sich wieder, dass man den Klimawandel ernst nehmen muss, sich aber davor hüten sollte, generalisierend überall die gleichen Probleme zu erwarten“, wird Studienleiter Norbert Kühn in der jüngsten Pressemitteilung zitiert.

Insbesondere die untersuchten klimatischen Wasserbilanzen (Niederschlag minus Verdunstung) sind in manchen Regionen besorgniserregend. In Baden-Baden, im Park von Schloss Dyck sowie in Moritzburg (Sachsen) gab es demnach die größten Einbußen. Hinsichtlich der Vitalität der rund 157.00 untersuchten Bäume wurde zudem festgestellt, dass im Jahr 2022 in den historischen Parkanlagen 59 Prozent Beeinträchtigungen durch Hitze oder Dürre entstanden. In allen Anlagen nahm die Gesundheit der Pflanzen während des Zeitraums von 2017 bis 2020 ab.

Baumschäden nehmen zu

Einige untersuchte Parks wie zum Beispiel der Englische Garten in München oder aber der Lennépark am Starnberger See schnitten dabei noch relativ gut ab. Allerdings sind auch hier die Herausforderungen sehr groß, um den Zustand der Parkflächen aufrechtzuerhalten. Davon können die Verantwortlichen des Golfclub Feldafing ein Lied singen, denen die Instandhaltung des Lennéparks obliegt. Der Golfplatz liegt inmitten des Parks, der einst 1853 vom bayerischen König Maximilian II. in Auftrag gegeben wurde. „Das ist generell ein Riesenthema“, erläutert Florian Kohlhuber, Geschäftsführer des Golclub Feldafing. „Man muss laufend nacharbeiten.“

Rund um den idyllischen 18-Löcher-Kurs in der kleinen Gemeinde im bayerischen Voralpenland hätten vor Ort Unwetterschäden und Stürme in den letzten Jahren zugenommen. Abgestorbene Bäume, abgeknickte oder auf den Boden gefallene Äste sind dabei im Bereich des Parks keine Seltenheit. Auch im Rahmen des Eschensterbens hatte der Lennépark bereits zu kämpfen und 80 befallene Bäume mussten deswegen gefällt werden.

©GC Feldafing / Petra Himmel

Immenser Aufwand für Golfclubs

Allerdings kämpfen die Gehölze vor Ort nicht nur exklusiv mit Einflüssen des Klimawandels. Alleine das hohe biologische Alter der Bäume von über 150 Jahren stellt eine Herausforderung dar. Der Schlosspark am Starnberger See wurde im 19. Jahrhundert gestaltet,  und der Golfclub mit einer knapp 300 Jahre alten Eiche als Naturdenkmal-Wahrzeichen auf der Spielbahn 13 feiert in zwei Jahren sein 100-jähriges Jubiläum.

Baumkroneneinkürzungen sowie Rückschnitte von Bäumen, die Teil des Golfplatzes sind, stehen in Feldafing auf der Tagesordnung, ebenso Sicherungen und nach Rücksprache mit den zuständigen Behörden auch Fällungen von Bäumen, die aufgrund von Erkrankungen im hohen Baum-Alter entfernt werden müssen. Von durchschnittlich 500 Baumarbeiten im Jahr ist die Rede. Spieltechnisch muss deswegen auch vereinzelt auf den Spielbahnen nachgearbeitet werden. Und die Verkehrssicherheit müsse dabei eben nicht nur auf dem Golfkurs gewährleistet werden, sondern auch im öffentlichen Parkbereich, der zum Teil direkt an den Golfplatz angrenzt.

Im Rahmen des Pachtvertrags mit dem Parkeigentümer der Bayerischen Verwaltung staatlicher Schlösser, Gärten und Seen ist der Golfclub dazu verpflichtet, rund 80 Hektar Parkfläche in Schuss zu halten. Das bedeutet für die Anlage am Westufer des Starnberger Sees eine immense Herausforderung. Bevor der Pachtvertrag des Clubs mit der Bayerischen Schlösserverwaltung im vergangenen Jahr verlängert wurde, hat Kohlhuber in seinem Betrieb eine Größenordnung von 200.000 Euro pro Jahr an Kosten für die Parkpflege von rund 10.500 Einzelbäumen, über 100 Wäldern sowie von zahlreichen öffentlichen Wegen und Bachläufen ermittelt. „Der Pflegebedarf ist immens.“

©GC Feldafing / Petra Himmel

Baumbestand stets im Blick

Insbesondere die Nebensaison nutzt der Golfclub, um seinen Aufgaben bei der Pflege des Gehölzes nachzukommen und beschäftigt deswegen seine Angestellten, unter anderem auch Baumkletterer, über das komplette Kalenderjahr hinweg. „Winterzeit ist Baumzeit“, so Kohlhuber. Ein weiterer teurer Aspekt sei die Versicherung bei Baumschäden. Hier sei man in Feldafing im Vergleich zu anderen Golfplätzen gut abgesichert und noch mit einem Anbieter abgedeckt. Allerdings mit einer hohen Eigenbeteiligung pro Schadensfall mit einer Summe im mittleren fünfstelligen Bereich.

Wenn man wie im Falle von Feldafing nicht mit einer Verwaltung einer Parkanlage zusammenarbeitet (die möglicherweise ein Konzept für ein nachhaltiges Baum-Management wie von der Bayerischen Schlösserverwaltung zur Information anbietet) und somit keine direkten Ansprechpartner besitzt, bieten sich weitere Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit externen Fachkräften an. Neben Behörden können das Baumgutachter sein, mit denen auch in Feldafing bereits zusammengearbeitet wurde. Übergeordnet, so die Erfahrung von Kohlhuber,  sollte man die Entwicklung und den Zustand des Baumbestands keinesfalls sich selbst überlassen und fortlaufend im Blick haben sowie dokumentieren können. „Wenn man darauf nicht kontinuierlich achtet, dann kann man in Schwierigkeiten geraten“, so der Geschäftsführer mit Blick auf Haftungsfragen und Verkehrssicherheitspflichten, denen ein Golfclub nachkommen muss.

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