Energiewende geschafft: GC Lindau-Bad Schachen

Manfred Schmid lacht: "Ich bin hier das Mädchen für alles". Auf jeden Fall ist der Head-Greenkeeper des Golf-Club Lindau-Bad Schachen nicht nur der Meister der Grünflächen, sondern auch ein Motor der Energie-Transformation des Clubs in der Nähe des Bodensees. Deren Kernstück ist der Betriebshof, in dem Schmid und seine Greenkeeper-Kollegen täglich arbeiten. Mit dessen Neubau hat der GC Lindau-Bad Schachen in den vergangenen drei Jahren das geschafft, worüber viele Golfanlagen in Deutschland derzeit grübeln – die komplette Energiewende.

© GC Lindau-Bad Schachen

Wer heute den Betriebshof des Clubs besucht, stößt auf ein ansprechendes Holzgebäude im modernen Design, dessen großes Dach mit Fotovoltaik-Paneelen neuester Generation ausgerüstet ist. „99 kW Peak Leistung“ erklärt Schmid begeistert, dazu  94,5 kWh Speichermöglichkeit in Akkus. In der Praxis bedeutet dies, dass der Club in Sachen Energie nahezu autark ist. „Im vergangenen Jahr haben wir für den Betriebshof nur 36 Kilowattstunden Strom zugekauft, das ist ja eigentlich nichts“, resümiert Schmid begeistert.

"Wir sind auf dem neuesten Stand"

Die moderne Energieinstallation besteht aus der Fotovoltaikanlage, einer Fußbodenheizung und einer Luft-Wärme-Pumpe im Betriebshof. Die erzeugte Energie aus dem Betriebshof wird für das komplette Clubhaus inklusive der Gastronomie genützt, dazu für sämtliche elektrisch betriebenen Geräte im Greenkeeping wie Grünsbügler, Transportfahrzeuge, Heckenscheren und natürlich für die Bewässerungspumpen. Auch die Elektro-Carts werden über den selbst erzeugten Strom versorgt. Die Kostenersparnis beim Strom liegt bei 20.000 bis 22.000 Euro im Jahr. "Wir sind auf dem neuesten Stand", lautet das Fazit.

Wie kommt man da hin? Im GC Lindau-Bad Schachen war ein Neubau des Betriebshofs alternativlos. Das alte Gebäude war extrem marode, entsprach in vielen Bereichen nicht mehr den Anforderungen. „Wir mussten da einfach ran“, erklärt Achim Steinfurth, PGA-Professional gleichzeitig aber auch Vorstandsmitglied. Für die Investition wurde eine Umlage von 350 Euro pro Person vom Vorstand unter Leitung von Präsident Werner Karg bei den Mitgliedern durchgesetzt.

Erst zum Start der Planung kristallisierten sich dann die umweltfreundlichen Optionen des Baus heraus: „Nachdem uns sämtliche Handwerker und auch die Architekten zu der Lösung mit Fotovoltaik und Luft-Wärme-Pumpe geraten haben, wurde eine Wirtschaftlichkeitsberechnung durchgeführt. Dann war eigentlich alles klar“, erklärt Schmid, der die nachhaltige Version von Beginn an favorisiert hatte. „Der Vorstand stand dahinter und gebaut wurde während der Corona-Jahre. Der meiste Strom wird auf der Golfanlage ohnehin tagsüber verbraucht, wenn auch der Strom erzeugt wird. Im Winter, wenn weniger produziert wird, ist auch der Bedarf deutlich geringer.“

Mit dem neu erstellten Betriebshof als Vorzeigeobjekt wurde für den GC Lindau-Bad Schachen auch ein weiteres Projekt möglich: Die Teilnahme am Programm Golf & Natur des Deutschen Golf Verbandes. „Wir wollten immer gerne da mitmachen, aber aufgrund unseres alten Betriebshofes haben wir uns das als Vorstandschaft nie zugetraut“, erklärt Steinfurth. Jetzt ist man top aufgestellt, mit Ölabscheider, modernem Waschplatz und erstklassigen Arbeitsräumen.

© GC Lindau-Bad Schachen

Beim Programm Golf & Natur hat man von der Förderung des Bayerischen Golf Verbandes profitiert, die den Clubs den Einstieg in die Zertifizierung erleichtert. Dafür hat der Club zum Beispiel in die Anlage neuer artenreicher Wiesen investiert und Kontakt zum örtlichen Imker aufgenommen, der nun den Clubhonig mit seinen sechs Bienenvölkern produziert. Auch die Streuobstbäume, die hier am Bodensee typisch für die Landschaft sieht, sehen die Clubmitglieder und Verantwortlichen seit dem Beginn des Projektes nun mit anderen Augen. "Hier wollen wir auf jeden Fall noch mehr machen", stellt Steinfurth fest.

Das Ziel, die Gold-Auszeichnung im Jahr 2024, hat der GC Lindau-Bad Schachen fest im Visier. Dann feiert die Golfanlage ihr 70-jähriges Bestehen. Schon jetzt aber ist sie ein Beispiel dafür, wie sich ein klassischer Golfclub zukunftsgerecht aufstellen kann. Ein Ende der Transformation ist übrigens nicht in Sicht. Manfred Schmid jedenfalls liebäugelt mit elektrischen Grünmähern: Leise, umweltfreundlich, mit grünem Strom betrieben. "Mal sehen, wann das klappt", erklärt er. Er klingt optimistisch.

Text: ©Golf Sustainable / Petra Himmel

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